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Der grünste Flughafen der Welt

Aufnahme vom Nordpier des Flughafens von Oslo bei Nacht

Er gehört zu den modernsten Airports Europas und gilt als der grünste Flughafen der Welt. Der Flughafen von Oslo in Norwegen.

Eröffnet 1912 als Militärflugplatz, wurde der Flughafen Oslo, der bis 2013 noch den Titel Oslo-Gardermoen trug, im Jahre 1998 um einen zivilen Abfertigungsbereich erweitert.

2013 noch betrug das Passagieraufkommen am größten Flughafen Norwegens knapp 23 Millionen Fluggäste. Heute kratzen die Fluggastzahlen an der 30-Millionen-Marke. Und mit den Fluggastzahlen steigt auch der Energieverbrauch. Um dennoch etwas für die Umwelt zu tun, hat der Betreiber Avinor sich etwas Besonderes einfallen lassen und so verbraucht der im April 2017 eröffnete neue Nordpier nur halb so viel Energie wie die alten Piers Ost und West.

Doch wie hat Oslo das geschafft?

Beim Neubau wurden vor allem nachhaltige Baustoffe gewählt. So besteht nahezu das gesamte Dach des Nordpiers aus Holz. Es gibt viele Glasfronten, die so viel wie möglich von dem eh schon wenigen Tageslicht ins Gebäude lassen. Doch im Wesentlichen wird auf zwei Maßnahmen gesetzt: Schnee und Abwasser.

Im Sommer macht sich der Flughafen nahe der norwegischen Hauptstadt die Überreste vom Winter zu nutze: den Schnee. Der Schnee wird in einem beckenförmigen Lager gesammelt und mit Sägespänen isoliert. Das Schmelzwasser kann dann verwendet werden, um den Nordpier an heißen Tagen zu kühlen.

Das Abwasser hingegen wird gesammelt und im Winter zum Heizen genutzt. Dafür läuft es durch eine Kläranlage. Das Abwasser wird gereinigt, erwärmt und anschließend dem Wärmekreislauf zugeführt.

Neben den beiden großen Punkten Schnee und Abwasser gibt es noch weitere Kleinigkeiten, die zum grünen Ruf des Flughafens beitragen.

Rund 70% der Fluggäste reisen mit dem öffentlichen Personenverkehr an, heißt also, sie nutzen die Bus- oder Bahnverbindung zum und vom Flughafen. Ein Wert so hoch wie nirgends sonst in Europa.

Die Chemikalien, die beim Enteisen der Flugzeuge und Rollfelder zum Einsatz kommen, werden durch den Boden entlang der Rollfelder sowie der Start- und Landebahnen gefiltert. So werden die Chemikalien durch mikrobiologische Prozesse in unschädliche Einzelteile zersetzt.

Obgleich die Müllvermeidung an oberster Stelle steht, fallen bei dem Flughafen mit 60.000 täglichen Passagieren und 15.000 Mitarbeitern rund 25 Tonnen Müll an – jeden Tag. Doch die Mülltrennung funktioniert gut. Alle Unternehmen, die am Flughafen tätig sind, nehmen am Programm zur Müllvermeidung und -trennung teil. Uns so werden bereits mehr als 60% des Mülls getrennt, sortiert und zum Großteil recycelt.

Es sind also viele kleine Punkte, die am Ende den entscheidenen Unterschied machen. Denn nur eine Maßnahme allein sorgt noch nicht dafür, dass der Flughafen von Oslo die CO2-Emissionen um 35% reduzieren konnte. Das Zusammenspiel der einzelnen Maßnahmen gibt letztlich den Ausschlag dafür, ob das Konzept „grünster Flughafen der Welt“ funktioniert oder nicht.

Nun, ohne Zweifel, die Ideen und ihre Umsetzungen am Oslo Airport sind große Fortschritte in Sachen Klimaschutz und es ist richtig und wichtig, dass sich der Flughafenbetreiber für Maßnahmen wie diese einsetzt. Aber dennoch sollten wir nicht vergessen, dass trotz alledem das Fliegen an sich noch immer zu den größten Klimasünden überhaupt zählt. Und daran ändert auch der grünste Flughafen der Welt nichts.

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