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Postwurfsendungen: Verbot und andere Hintergründe

Postwurfsendungen: Verbot und andere Hintergründe

Ihr kennt sie ganz sicher, die Postwurfsendungen. Ein bekanntes Beispiel ist die Einkaufaktuell von der Deutschen Post AG. Über den Nutzen für die Post oder vor allem deren Werbekunden, die dort ihre Prospekte einlegen lassen, um sie an Millionen deutscher Haushalte verteilen zu lassen, möchte ich an dieser Stelle kein Wort verlieren, das dürft ihr ganz an euer eigenen Praxis mit diesem „Werbepaket“ ablesen. Doch neu ist, dass das unerwünschte Füllen eures Briefkastens mit den Postwurfsendungen vom Landgericht Lüneburg verboten wurde (Aktenzeichen 4 S 44/11). Unabhängig davon, ob ihr einen „Keine-Werbung“-Aufkleber auf dem Briefkasten habt oder nicht.

Was bedeutet dies? Bezug nehmend auf den zweiten Artikel des Grundgesetzes stellt das Zusenden von Postwurfsendungen gegen den ausdrücklichen Willen des Empfängers einen Eingriff in das allgemeine Persönlichkeitsrecht, nämlich dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung sowie eine Eigentums- oder Besitzstörung dar.* Sollten dennoch weiterhin ungewollte Postwurfsendungen im Briefkasten laden, drohen bis zu 250.000 Euro Ordnungsgeld oder eine Ordnungshaft von bis zu sechs Monaten!

Wieso auf Greenspy? Habt ihr die Postwurfsendungen selbst schon einmal erhalten? Was habt ihr damit gemacht? Ich kann nur für Simone, mich und unsere Firmen sprechen, doch dort wurden diese Sendungen meines Wissens nach noch nicht ein einziges Mal geöffnet, sondern landeten direkt im Müll. Es mag natürlich in anderen Regionen und bei anderen „Empfängern“ eine deutlich abweichende Haltung gegenüber diesen Angebots- und Informationsprospekten geben, dennoch landet ein nicht zu unterschätzender Teil der Sendungen einfach ungelesen im Müll.

Wie euch dabei sicher auch aufgefallen ist, werden die Prospekte in einer Folie verpackt, die dann ebenfalls zusammen mit dem Papier oftmals einfach in der Blauen Tonne (Papiermüll) oder dem öffentlichen Papiercontainer landet. Uns ist nicht bekannt ob es sich bei dieser Folie bspw. um Maisstärke oder einem synthetischen Stoff handelt, weshalb wir hierbei von einer weiteren Wertung absehen möchten (Wikipedia spricht von einer PE-Verpackung, Polyethylen, ein thermoplastischer Kunststoff). Fakt ist jedenfalls, dass diese Postwurfsendungen mit einer Auflage von rund 18 Millionen Stück im August 2010 etwa 41 Tonnen Folierungsmaterial pro Ausgabe verbrauchen. Addiert man dies zu den Druckerzeugnissen von fast 60 Tonnen Papier kann man sich vorstellen von welchen Mengen an Abfall wir hier sprechen. Denn wenn wir ehrlich sind, selbst der größte Geizhals schmeißt seine Prospekte auch irgendwann in den Müll.

Die Mengengaben beziehen sich im Übrigen nur auf die Trägermaterialien, die ggf. regional beigefügten Prospekte/Sondermaterialien sind hierbei noch nicht mit erfasst. Auch wenn die Einkaufaktuell seit Anfang 2008 auf Altpapier gedruckt wird, muss dieser Druck auch erst einmal erfolgen. Dies geschieht auch nicht unbedingt in Deutschland. Darüber hinaus sollte man sich auch die gesamte Kette von der Produktion bis hin zur Entsorgung vor Augen halten. Die Sendungen landen nicht einfach so in eurem im Briefkasten nachdem sie „Irgendwo“ auf Altpapier gedruckt und von dem Zustelldienst eingeworfen wurden. Da gibt es unzählige weitere Schritte von der Papiererzeugung, über den Transport zur Druckerei, dem Transport zur Verteilerstelle, den anschließenden Müllfahrzeugfahrte bis zum Recyclingprozess usw. mit einzukalkulieren.

Wir würden es persönlich begrüßen, wenn uns diese Form der Werbung erspart bliebe. Nicht deswegen, weil es wohl ein lukratives Geschäft der Deutschen Post AG ist, sondern weil wir für unseren Teil lieber im Internet nach Angeboten der regionalen Geschäfte gucken, anstatt mit jeder Auflage aufs Neue einen Batzen Papier, Kunststoff sowie viele weitere Rohstoffe sinnlos für unseren Konsum verschwendet zu wissen.

Viele Worte über die Deutsche Post AG, das Gerichtsverfahren, aber außerdem hat man ja auch noch regelmäßig die unerwünschten Sendungen von der regionalen Gratiszeitungen wie beispielsweise im Saarland dem „Wochenspiegel“ inklusive massig Werbeprospekten, die zwanzigste Speisekarte von irgendeinem Fast-Food-Lieferservice und zusätzlich auch noch adressierte, aber mindestens ebenso nervige Werbesendungen von Metro, Kabel Deutschland und Co. im Briefkasten. Ich kenne nicht eine Person, die sich diese Sachen ernsthaft ansieht bevor sie ebenfalls im Müll landen. Doch vielleicht bin ich auch einfach „zu digital“ oder 30 Jahre zu jung.

Am Rande bemerkt: Ja liebe Post, unsere Computer, Smartphones etc. sind leider auch aus weniger guten Materialien in Billiglohnländern hergestellt, mit einem Frachtschiff, LKWs und Co. zu uns transportiert worden und ja, auch das Internet verbraucht Strom. Doch laufen die Druckmaschinen eurer Dienstleister mit echtem Ökostrom und werden die regionalen Pakete in möglichst regional angesiedelten Unternehmen produziert?

* Quelle: abmahnung-blog.de
** Artikelbild von Kecko, CC

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